«Ich bin rundum glücklich mit meiner Versorgung.» Was Renata Imahorn heute sagt, hätte sie vor ein paar Jahren für unmöglich gehalten. Zu ausweglos schien damals ihre Leidensgeschichte.
Renata Imahorn ist 58 Jahre alt und dipl. Pflegefachfrau. Seit Jahren leidet sie an einem Lipödem beider Arme und Beine. 2002 erhielt sie zudem die Diagnose «Brustkrebs», die eine Ablation zur Folge hatte. Die Patientin entschied sich für eine Rekonstruktion der Brust mittels TRAM-Lappen, doch nach etwa vier bis fünf Monaten zeichneten sich die ersten Komplikationen ab: Es bildeten sich Nekrosen und da man befürchtete, es sei wieder ein Tumor, wurden sie entfernt. Obwohl Renata Imahorn insistierte, sollte die Wunde ohne Silikoneinlage geschlossen werden. Nach mehreren Gesprächen hatte man sich entschieden, die Hälfte mit Silikon aufzufüllen, da Eigengewebe nicht mehr in Frage kam. Drei Monate nach der Operation traten erneut Komplikationen auf; die OP-Narbe ging auf und es bildete sich eine Infektion. Es folgten mehrere Wochen Behandlung, begleitet von einer Wundberatung. Leider ohne Erfolg, und so kam Frau Imahorn wieder ins Inselspital Bern. Der zuständige Professor entfernte den Infekt operativ und schloss die Naht. Hinzu kam, dass sich damals nach der Brust-OP auch ein Lymphödem in der oberen Extremität und dem Thorax gebildet hatte. Dieses wurde seither mit manueller Lymphdrainage behandelt und mit diversen Thorax-Bandagen sowie Armkompressionen verschiedener Hersteller versorgt. Allerdings waren sie kaum alltagstauglich, da Frau Imahorn diese aufgrund der Schmerzen in den Schultern nur schlecht anziehen konnte.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2020. Renata Imahorn lebt seit mittlerweile 18 Jahren mit ihrer Leidensgeschichte. Dass sie bald ein Ende findet, ahnt die Patientin da noch nicht. Doch es tritt Corinne Weidner in ihr Leben. Die Therapeutin führt seit 15 Jahren eine lymphologische Praxis in Gampel VS und ist Referentin in verschiedenen Fach-Fortbildungen. Durch die KPE-Behandlung und der geplanten Kompressionsversorgung entsteht sodann die Idee, eine «Kompressionsweste mit langen Armen» zu tragen. Diese Idee wird zugleich in die Fortbildung Q3 der Stiftung Lympha-Helvetica integriert. Als Produkt des Unterrichtblocks, der von Ute Sonntag (Fachberaterin von Juzo und Berro) und Corinne Weidner geleitet wird, entsteht die Thorax-Bandage von Juzo, und zwar in Form einer Kompressionsjacke mit langen Ärmeln.
Die Stiftung Lympha-Helvetica bietet interprofessionelle Fortbildungen und 1:1 Praxisausbildungen für Akteure der Lymphologischen Versorgung. Ihr Zweck ist die Standardisierung der fundierten Versorgung der lymphologischen Klientinnen und Klienten und die Optimierung der Zusammenarbeit der Akteure und Institutionen.